Leserbriefe zum Abendblatt Artikel vom 26.08.24

„Beim Lesen kommen mir unwillkürlich die Äußerungen von Herrn Scholz als Erster Bürgermeister in einem Abendblatt-Gespräch vor knapp zehn Jahren in Erinnerung. Er versuchte uns Hamburger davon zu überzeugen, dass im Gegensatz zum Bau einer Stadtbahn der Bau der U-Bahn nur geringe Einschränkungen und Belastungen für die Anwohner und Verkehrsteilnehmer zur Folge hat. Dass bereits damals seine Aussagen frei jedweder Sach- und Fachkenntnis waren, war vielen bewusst. Sein Ziel, die Hamburger SPD so von der Idee einer Stadtbahn wegzubringen, hatte leider Erfolg. Nun soll eine Brücke verschoben und der Goldbekkanal auf Jahre unpassierbar werden. Ingenieurtechnisch herausfordernd, aber teuer. Aber das scheint keine Unruhe unter den Genossen zu erzeugen. Doch davor stehen das Planfeststellungsverfahren und die Bürgerschaftswahl. Vielleicht siegt doch noch die Einsicht, dass die Verkehrswende ohne U5 und mit einer Stadtbahn geht. Gesichtswahrende Ansätze zum Ausstieg aus dem Projekt bietet nahezu jede Bau-Meldung zur U5.“

„Hamburg ist am Wasser gebaut. Darüber wird viel geschrieben, die Praxis, auch beim Bauen, ist größtenteils vergessen. Geschichte, es geht doch auch anders. Aber zur Gründerzeit um 1890, als Hamburg gebaut wurde, gab es noch keinen Beton für die Gründung der vielen fünfgeschossigen Wohnhäuser, die in dieser Bauboom-Zeit entstanden. Diese Häuser lieben wir heute, wir wohnen gern in Barmbek-Süd/Winterhude und Umgebung. Die Häuser erhielten damals in dem Feuchtgebiet um die Goldbek lange Holzpfähle, die zehn Meter und tiefer in den feuchten Wiesenboden bis ins Wasser gerammt wurden. Das Wasser konservierte das Holz bis heute, die Häuser stehen noch auf diesem Feuchtgebiet des heutigen Goldbekkanals und drum herum. Wenn jetzt für den U-Bahn-Bau der Goldbekkanal zum Arbeiten in der offenen Baugrube trockengelegt werden soll, wird der Grundwasserspiegel über die lange Bauzeit von über eineinhalb Jahren in dieser Gegend großflächig absinken. Die Rammpfahl-Köpfe erhalten Luft und faulen ab. Das Mauerwerk der Häuser zeigt dann Risse, die Häuser sind einsturzgefährdet. Wir haben dann mit der Wasserbrücke oberhalb der Baugrube, von der die Hochbahn spricht, zwar etwas für das Überleben von Fisch und Otter getan, aber nichts für das Überleben der Rammpfahl-Köpfe in dem großen Umfeld der Baustelle. Das Grundwasser ist nicht strikt auf die Linienführung der U5 begrenzt. Der Grundwasser-Einzugsbereich dieser großen Baugrube, deren Boden bis auf zehn Meter und mehr abgesenkt und durch Abpumpen trocken gehalten werden muss, wird von dem großflächigen Erdaufbau in diesem Stadtteilbereich bestimmt. Es wird nicht nur der Goldbekkanal trockengelegt, sondern große Flächen rundherum. Diese Gefahr muss von dem Bauträger Hochbahn erfasst und ihr begegnet werden.“

Quelle: Hamburger Abendblatt + vom 28.08.24

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